Majestätisch klingt der Score zu diesem Film-Denkmal für den historisch-legendären, griechischen Eroberer. Um die 160 Millionen-Dollar-Produktion adäquat musikalisch zu begleiten, macht der Athener Vangelis seinem Beinamen als "elektronischer Odysseus" alle Ehre: Mit großem Orchester (Streicher und Bläser inklusive), vielköpfigem Chor plus synthetischer Sounds und dem pointierten Einsatz folkloristischer Instrumente seiner Heimat sowie percussiver Elemente schuf er ein Werk, das im Gegensatz zu dem überwiegend negativ bewerteten Streifen überzeugt! Zwölf Jahre nach dem hochgelobten Score zur Kolumbus-Sage 1492 - Conquest Of Paradise (1992) legt das ehemalige Mitglied der Popband Aphrodite's Child (Hit: "Rain And Tears", 1968) wieder eine Filmmusik vor. Mit Alexander knüpft der bärtige Keyboarder, von dem auch der Score-Bestseller zum kultigen Blade Runner stammt und der für Chariots Of Fire 1982 einen Oscar erhalten hat, an sein letztes Meisterwerk an. Dabei kommt ihm einmal mehr das zugute, was in "Stereo Review" folgendermaßen treffend beschrieben war: "Vangelis ist in der Lage, richtige Melodien zu fertigen und sie weiterzuentwickeln, ohne in der Technik unterzugehen". Gleichzeitig sollte der Hörer dieses Vangelis-Soundtracks aber bedenken, dass der Klangmaler bei der vorliegenden Filmmusik kompositorisch anders vorgegangen ist als für das Genre allgemein üblich. Während seine Kollegen kleine Nuancen oder feine Stimmungsschwankungen während der Film-Handlung meist sofort in ein Stück integrieren, tut der ehemalige Duo-Partner von Yes-Sänger Jon Anderson (Hit: I'll Find My Way Home) dies hier nicht. Kein Wunder, handelt das umstrittene Drehbuch (es sagt dem großen Feldherr eine bisexuelle Neigung nach) doch primär auch von Kriegen und Feldzügen. Deshalb lässt sich der Score genaugenommen in zwei Hälften splitten: Einerseits die pompöse Variante (anlässlich der Schlachtszenen) und andererseits jenen (be-)sinnlichen Teil, der sich inhaltlich um Träume sowie Betrug dreht. Als Anspieltipps zum kurzen Reinhören sind folgende drei Lieder geeignet: Die auf einander folgenden "Young Alexander" und "Titans" sind schlicht herausragend. Gerade in Letzterem spielt Vangelis sein Talent aus, welche große Wirkung man mit nur drei Noten erzielen kann. Und das getragene "Roxane's Veil" (mit Vanessa Mae an der Violine) könnte gar dem breiten Publikum gefallen.
Mit Alexander ist Vangelis der perfekte Spagat zwischen Orchester, Chor und Synthesizer gelungen. Grund: Der Bogen spannt sich während 56 Minuten 22 Sekunden von Bombast bis hin zu einfach(en) schönen Sounds.