Artist: Ulrich Schnauss
& Mark Peters
Trackliste:
1. The Messiah Is Falling
2. Long Distance Call
3. Forgotten
4. Yesterday Didn't Exist
5. Rosen Im Asphalt
6. The Child Or The Pigeon
7. Ekaterina
8. Amoxicilin
9. Gift Horse's Mouth
10. Underrated Silence
Das Überführen der Shoegazer-Soundästhetik in einen elektronischen Kontext – so
formulierte Ulrich Schnauss einmal sein Ziel als Künstler. Zu seinen Einflüssen
gehören Bands wie My Bloody Valentine, Slowdive, Cocteau Twins oder
Chapterhouse. Einerseits. Andererseits schätzte er den spielerisch-leichten
Umgang mit Elektronika von Bands wie The Orb, Bionaut, Orbital, 808 State und
durchaus auch von Veteranen dieses Genres wie Tangerine Dream oder Manuel
Göttsching. “Bruder im Geiste von Robin Guthrie” könnte man Schnauss auch
nennen, das trifft es ebenfalls ganz schön.
Seelenverwandt könnte man auch seinen Kollaborationspartner Mark Peters
nennen. Mit seiner Band Engineers hat er sich ebenfalls sehr erfolgreich auf die
Spuren seiner musikalischen Vorbilder begeben. Die Engineers haben wunderbare
Dreampop-Alben veröffentlicht, die denselben Geist atmen wie Schnauss’
Solowerke. Peters und Schnauss sind seit vielen Jahren befreundet. Und seit über
einem Jahr ist Schnauss auch Mitglied der Engineers.
Seit zwei Jahren sitzen die beiden sporadisch zusammen und machen Musik. Die
Ergebnisse dieser Sessions dienten als Vorlagen für die zehn Stücke ihres
gemeinsamen Albums. Für Peters war der Arbeitsprozess ungewöhnlich, da er
herkömmliches Songwriting gewohnt war. Das strukturlose Arbeiten, das allein auf
die Schaffung einer Atmosphäre zielt, war ihm bis dahin fremd. Er hat es als
befreiend empfunden. Für Peters war auch entscheidend, dass die Arbeit
ausschließlich nachts stattfand. Das hat der Musik ihre somnambule Stimmung
verliehen, die durchaus beabsichtigt gewesen ist. Ziel war es außerdem, ein Werk
zu schaffen, das weder einer Musikgattung noch einem Zeitgeist zuzuordnen ist.
Auch das ist mit Bravour gelungen!
Für Schnauss hingegen ist das Erzeugen einer Atmosphäre mithilfe von Musik der
Normalfall: Er macht Musik für die kleinen Fluchten. Kopfhörer auf und sich kurz
mal ausklinken aus der Realität. Das hat er 2001 auf seinem ersten, hoch
gefeierten Album „Far Away Trains Passing By“ meisterhaft vorgeführt. Seitdem ist
er seiner Linie treu geblieben: Ausgefeilte elektronische Klangtexturen, federnde
Drumcomputer-Rhythmen und verwehte Synthesizerflächen sind die Merkmale des
typischen Schnauss-Sounds. Auf dem vorliegenden Album ist Schnauss auch
ungewöhnlich häufig am Klavier zu hören, was dem Gesamteindruck sehr zugute
kommt.
“Underrated Silence” ist ein meist ruhiges, sehr vielschichtiges Album geworden.
Bei jedem Hören gibt es Neues zu entdecken, neue Texturen tun sich auf, ein neuer
Rhythmus schält sich aus der Klangwolke heraus, eine noch nicht bemerkte
Melodie erhellt den Hintergrund. Schnauss und Peters haben eine im wahrsten
Sinne bezaubernde Musik geschaffen, glitzernde Klänge, schwebende Echos,
rhythmisch widerhallende Akkorde, die einen schon beim ersten Hören umhüllen, in
einen Schwebezustand versetzen und sanft wegtragen.