Artist: Kraftwerk
P: 1975 / 2009
Mit "Radio-Aktivität" wechselten Kraftwerk vollständig zu elektronischer Instrumentierung, nachdem ihre vorhergehenden Alben noch zu einem Großteil mit elektronische verfremdeten konventionellen Instrumenten enstanden. Der Titel des Albums ist bewusst doppeldeutig gehalten, es geht sowohl um Kernkraft als auch um Radiotechnik (siehe Coverabbildung, die einen "Deutschen Kleinempfänger" aus den Dreißigern zeigt).Das monotone, schneller werdende Ticken von "Geigerzähler" leitet direkt über in den Titelsong, dessen geradezu magische Aura den Hörer sofort in seinen Bann zieht. Der auch heute noch futuristische Klang dieses sehr eingängigen Songs bildet einen interessanten Kontrast zu dem eher nostalgischen Design des Covers. Der Kraftwerk-typische minimalistische Text, abwechselnd in Englisch und Deutsch, wie auf den meisten Songs dieses Albums, spielt mit den beiden oben erwähnten Interpretationen des Begriffs "Radioaktivität". Teilweise wurde der Text als Pro-Atomkraft-Statement fehlinterpretiert, was von Kraftwerk nicht beabsichtigt war und in einer neuen Version des Songs (auf dem 1991 erschienenen "The Mix") deutlicher formuliert wurde."Radioland" ist mit einer sehr minimalistischen Melodie versehen, dazu trägt eine monotone Stimme einen in altmodisch klingenden Versen ("durch Tastendruck in Blitzesschnelle / erreichen wir die kurze Welle") geschriebenen Text vor. Wieder der Kontrast zwischen Nostalgie und Futurismus."Ätherwellen" und "Antenne" sind mit ihren beschwingten Melodien vielleicht die ersten Synthie-Pop Stücke überhaupt, sie zeigen den Stil, den Kraftwerk einige Jahre später mit "Die Mensch-Maschine" etablieren sollten und der dann in den Achtzigern von zahlreichen Bands kopiert wurde. "Sendepause" und "Nachrichten" enthalten genau das, was die Titel vermuten lassen: ersteres ein kurzes Tonsignal, mit dem früher kurze Pausen im Radio überbrückt wurden (gibt es sowas überhaupt noch?), letzteres ist eine Collage aus verschiedenen Nachrichtensendungen."Die Stimme der Energie" und "Uran" bestehen fast nur aus gesprochenem Text, vorgetragen von einer roboterhaft klingenden Stimme, ein weiteres Markenzeichen von Kraftwerk. "Radio Sterne" ist dann Minimalismus auf die Spitze getrieben: über einem fast schon nervtötenden, ständig sich wiederholenden Oszillatorton liegt ein Wechselgesang menschlicher und elektronischer Stimmen. Das extremste und experimentellste Stück dieser Platte. Zwei leichtere, größtenteils instrumentale Stücke, "Transistor" und "Ohm Sweet Ohm" beschließen dieses bemerkenswerte Album.
Übrigens: auch wenn diese Version hier einen englischen Titel hat, macht das bei diesem Album keinen Unterschied, da sind nur die Songtitel und die Beschriftung auf Englisch, die Songs selber sind (wie auch bei der 'Radio-Aktivität' beschrifteten Variante) gemischt auf deutsch und englisch, wie es auch schon bei der Original-Schallplatte vorgesehen war.
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