Erbes dritte Multimedia-Geschichte über seinen Androiden-Protagonisten GENE strebt auf drei Ebenen nach Perfektion. Ob Musik, Bilder oder die Geschichte selbst – alle Elemente teilen eine gemeinsame Intuition und stellen die gleiche Frage: Wann ist etwas wirklich perfekt? Wie in der Vorgängergeschichte aus dem Jahr 2023 verbindet Erbe die Musik mit selbstgestalteten Bildern und präsentiert erneut ein komplexes, KI-generiertes Universum zukünftiger Gedanken und emotionaler Entwicklungen synthetischer Charaktere, die mit ihren eigenen Widersprüchen und moralischen Entscheidungen konfrontiert sind. Dieses Thema ist natürlich nicht ganz neu, doch Erbe präsentiert es auf ganz besondere Weise. Musik, Bilder und Geschichte bilden eine bisher nie dagewesene Einheit. Einerseits hat man das Gefühl, Erbes musikalische Ideen klar zu entschlüsseln und sich ganz in die Präsentation der Geschichte vertiefen zu können. Dennoch bleibt er in seinen Beschreibungen vage und lässt den Besuchern viel Raum für eigene Interpretationen. Kein Detail verrät die endgültige Bedeutung, sondern bietet eine variable Motivation für den persönlichen Standpunkt. Natürlich funktioniert die Musik des aktuellen Albums auch ohne die Konzertbilder hervorragend. Die 12 Tracks kommen diesmal ohne zusätzlichen Gesang und atmosphärische Erzählelemente aus und vermitteln erneut einen narrativen Stil, der in einem spektakulären Finale seinen Abschluss findet. Die Musik knüpft somit nicht an das Konzept des Vorgängeralbums an, sondern schlägt erneut ein völlig neues Kapitel ungehörter musikalischer Elemente auf, eingebettet in Erbes unverwechselbaren Sound aus sequenzierten Melodiestrukturen, den tief verwobenen Drumtexturen und seiner stets sehr wandelbaren Klangästhetik. In einem bleibt sich Stefan Erbe jedoch treu. Seine große Kunst, einen 65-minütigen Spannungsbogen zu erzeugen, der in nahezu jede BPM-Kategorie passt, ist ein wesentliches Element seines Erfolgs der letzten drei Jahrzehnte. Kategorisierte Stefan Erbe das vorherige GENESYS23-Album noch als „elektronisch“, so dürfte sein aktuelles Konzept vielleicht eher als „magisch“ beschrieben werden. Wie auch immer eine treffende Beschreibung lauten mag: Stefan Erbe folgt unaufhaltsam dem Weg der Veränderung und strebt mit dem Album Metamorphosys seine eigene Art der erhofften musikalischen Perfektion an. Vielleicht sogar die, irgendwann ein letztes Album zu produzieren und sagen zu können: Besser geht es einfach nicht mehr. Doch dieser Irrtum ist wohl der perfekte Grund, einfach weiterzumachen und mit dem Streben nach musikalischer Perfektion nie aufzuhören.
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