Artist: Michael Brückner
Tracklist:
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CD 1: |
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| 1 |
The Race - Part 1 |
04:30 |
| 2 |
Strange Twists At The Border Of Oiho Yawollag - Part 1 |
03:00 |
| 3 |
The Gulf |
04:33 |
| 4 |
Strange Twists At The Border Of Oiho Yawollag - Part 2 |
04:50 |
| 5 |
Fixed Soon |
04:39 |
| 6 |
The Race - Part 2 |
06:21 |
| 7 |
Tygerlillie's Travelogue - Wild Mix |
35:55 |
| 8 |
Sarkis (Improvisation) |
13:17 |
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CD 2: |
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| 9 |
Light |
27:20 |
| 10 |
Tygerlillie's Travelogue - Disciplined Mix |
35:51 |
| 11 |
Yasashī Yorokobi (Improvisation) |
12:18 |
Das Kernstück von Hikari, eine sechsteilige Suite, geht zurück auf das Jahr 2009. Es entstand aus einer Mailkonversation mit einem begeisterten Hörer namens Rick Chase, der Michael Brückners Musik unter anderem mit den Worten "I love how you EM musicians can take a track just anywhere with your synths…“ beschrieb. Dies war die Inspiration für The Race Suite, in der Michael Brückner genau dies umsetzen wollte: irgendwo beginnen und dies dann möglichst unerwartete Wendungen machen zu lassen.
Zunächst war diese etwa 20-minütige Suite als persönliches Geschenk für diesen treuen Hörer gedacht. Als jedoch im Jahre 2014 Ricks Frau an Krebs starb und er durch die teuren Behandlungskosten in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, beschloss Michael Brückner, die Suite - zusammen mit weiterem, größtenteils improvisiertem Material - als Download und CD zu veröffentlichen und Rick mit den Einnahmen zu unterstützen.
Hikari beginnt also mit den sechs Stücken für Rick Chase, die alle ineinander übergehen. Michael Brückner zeigt sich hier von einer weniger an der klassischen Berliner Elektronik inspirierten Seite, lässt ein paar wohldosierte Dissonanzen in die Musik einfließen, die von allerlei perkussiven Sounds vorangetrieben wird, sich hin und wieder auch in freie Klänge auflöst und tatsächlich immer wieder neue Wendungen nimmt. Ein paar eingespielte, leicht verfremdete Stimmen sorgen für zusätzliche bizarre Effekte.
Dann wird aber wieder ordentlich berlinert. Der „wild mix“ von Tigerlilie’s Travelogue ist dabei eigentlich gar nicht so wild. Die Sequenzer pulsieren, darüber wird mit dem Synthie soliert, dazu ziept und zischt es immer mal. Die Standardzutaten Berliner Elektronik seit nun auch schon vierzig Jahren - aber wenn es so gut und unterhaltsam gemacht ist wie hier, warum nicht? Besonders schön wird’s so etwa in der Mitte des Stücks, wenn Sounds dazukommen, die ein wenig an eine solierende E-Gitarre gemahnen. Jo, da isses dann doch bissi wild! Der „disciplined mix“ des gleichen Stücks ist mir dann allerdings etwas zu diszipliniert, oder anders formuliert: etwas mehr Disziplin in Sachen Laufzeit hätte hier gut getan, denn in dieser Version plätschert es mir für über eine halbe Stunde Laufzeit doch etwas zu gemächlich herum. Dafür geht es mit Light in Ambient-Gefilde. Im Wesentlichen ist das eine statische Klangfläche, die gemächlich hin und her wogt, die meiste Zeit aber kraftvoll klingt. Nur phasenweise kommt ein Sequenzerpattern dazu. Ja, auch hier passiert nicht wirklich viel, dennoch ist keine der 27 Minuten Laufzeit zuviel. Von den beiden explizit als „improvisation“ bezeichneten Stücken gefällt besonders das karg arrangierte Yasashi Yorokobi, ein pastellartiges Tongemälde von ätherischer Schönheit. Somit ist Hikari (was übrigens das japanische Wort für „Licht“ ist) wieder ein schönes Album elektronischer Musik aus dem Hause Brückner geworden, das neben Reminiszenzen an die gute alte „Berliner Schule“ auch mit einigen modernen Klängen aufwartet.